Pressemitteilung vom 25. Oktober 2009
„Opfer
einer verfehlten Wissenschaft“
Erneuter Anstieg der Tierversuchszahlen
Die heute vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz vorgelegte Tierversuchsstatistik für
2008 zeigt einen erneuten
Anstieg auf jetzt 2.692.890 Tiere. Das sind 3,2% mehr als im Vorjahr.
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet
den erneuten Anstieg als „skandalös“ und spricht
von einer „verfehlten Wissenschaft, der immer mehr Tiere
zum Opfer fallen“. Der Verband setzt sich aus ethischen
und wissenschaftlichen Gründen für die Abschaffung aller
Tierversuche ein und fordert von der Bundesregierung endlich Taten
statt Worte.
Die Tierversuchszahlen steigen seit einem Tiefpunkt im Jahr 1996
von damals 1,5 Millionen Jahr für Jahr kontinuierlich an.
Tiere, die am häufigsten für Tierversuche herangezogen
werden, waren im Jahr 2008 Mäuse (1.765.416), Ratten (484.990),
Vögel (129.318), Fische (111.943) und Kaninchen (98.607).
Außerdem wurden 803 Katzen, 4.450 Hunde und 2.285 Affen
in Experimenten verwendet. Bei den Hunden, Affen und Ratten ist
ein leichter Rückgang zu verzeichnen, während bei Mäusen,
Meerschweinchen, Schafen und Vögeln die Zahlen ansteigen.
Ein besonders drastisches Plus gab es bei den Rindern. Im Jahr
2008 wurden 6.288 Rinder in deutschen Labors für Experimente
herangezogen, 3.303 mehr als im Vorjahr.
Der Bereich mit dem größten „Verbrauch“
an Tieren ist seit Jahren die Grundlagenforschung. Im Jahr 2008
gingen 32% auf das Konto dieser zweckfreien Forschung. Rund 19%
der Tiere wurden für die Arzneimittelforschung verwendet,
12,7% für die Qualitätskontrolle von Produkten und 6,3%
für Giftigkeitsprüfungen.
Das BMELV will als Reaktion auf die steigenden Zahlen zum wiederholten
Male ein „Expertengremium“ einberufen, das die Tierversuchszahlen
analysieren soll. „Dieses Gremium gibt es bereits seit 2004“,
empört sich Dr. med. vet. Corina Gericke. „Herausgekommen
ist dabei bislang null Komma nichts“.
„Tierversuche müssen gesetzlich verboten werden, um
den Weg frei zu machen für eine moderne, tierversuchsfreie
Wissenschaft des 21. Jahrhunderts“, so die Tierärztin
weiter. Der Ärzteverband fordert, dass sich die Bundesregierung
bei den derzeit anstehenden Verhandlungen zur Überarbeitung
der EU-Tierversuchsrichtlinie für ein Verbot zumindest einiger
Teilbereiche einsetzt, vor allem ein Verbot von Affenversuchen
sowie Experimenten, die mit besonders schweren Schmerzen und Leiden
für die Tiere einhergehen. „Die Bundesregierung darf
sich nicht zum Handlanger der milliardenschweren Pro-Tierversuchslobby
machen, sondern muss JETZT auf EU-Ebene die Weichen stellen für
den Anfang vom Ende des Tierversuchs“, fordert Gericke.
Ärzte gegen Tierversuche ist eine Vereinigung von mehreren
Hundert Medizinern und Wissenschaftlern, die Tierversuche
aus ethischen und medizinischen Gründen ablehnen.
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