Mai 2009
"Floh" (ehemals "Kai") - Todeskandidat
auf vier kleinen Pfoten
Eine Tierärztin aus Xanten wurde von
einem Kollegen darum gebeten, einen dreijährigen Hund
einzuschläfern. Er selbst sei derzeit verhindert und
der Hund müsse schnellstmöglich eingeschläfert
werden. Die Tierärztin wollte den Hund nicht ohne weiteres
einschläfern und setzte sich zunächst mit dem Halter
in Verbindung, um grundlegend zu klären, was vorgefallen
ist. Sie lehnte die Einschläferung vehement ab und setzte
sich mit Herrn Wickrath (Sachverständiger für verhaltensauffällige
Hunde) in Verbindung, der ihr riet, sich mit uns in Verbindung
zu setzen.
Gesagt, getan, sie stellte den Kontakt zum
Hundehalter her, der uns die Geschichte wie folgt schilderte:
Der Halter hatte den kleinen, ca. dreijährigen
Mischlingshund seines Vaters übernommen, da dieser psychisch
krank und nicht mehr in der Lage gewesen ist, die Versorgung
des Hundes zu gewährleisten. Beim Vater lebte "Kai"
auf einem Hof, konnte dort tun und lassen was er wollte und
schlief nachts im Zwinger.
Nunmehr war "Kai" ein Familienhund geworden und
anfangs funktionierte alles ganz gut, besonders die Kinder
mochte "Kai" sehr gern. Das immer wiederkehrende
Knurren von "Kai" wurde als harmlose Macke, mit
der man sich arrangieren kann, gedeutet. Nachdem "Kai"
dann aber nach dem Herrn des Hauses geschnappt und dabei an
der Hand auch verletzt hat, knurrte der kleine Kerl die ganze
Familie ständig an und die Besitzer verloren das Vertrauen
zu ihrem Hund. Die Unsicherheit der Hundehalter machte sich
natürlich auch bei "Kai" immer deutlicher bemerkbar.
Der Familienrat fasste, auch zum Schutze der Kinder, den
Entschluss, sich von "Kai" zu trennen. Es wurden
verschiedene Tierschutzeinrichtungen angerufen und über
die Problematik informiert. Was die frisch gebackenen Hundehalter
dann für Auskünfte erhielten, machte sie fassungs-
und hilflos. Zahlreiche Tierschutzeinrichtungen lehnten die
Aufnahme von Kai ab und zum guten Schluss bekam er dann auch
noch die Aussage eines Tierheimes, er solle den Hund chippen
und impfen lassen, danach würde man ihn dann in ein Rudel
schmeißen und sehen was passiert.
Jetzt kam alles zusammen. Zum einen sahen sie keine Möglichkeit,
den Hund tierärztlich behandeln zu lassen - wie denn
auch, sie kamen ja nicht mehr an ihn ran - zum anderen hat
Kai immer isoliert gelebt und sollte nun in ein Rudel geschmissen
werden. Völlig überfordert entschied der Familienrat,
dass es dann besser wäre, Kai über die Regenbogenbrücke
gehen zu lassen. Das er im Rudel vielleicht verletzt oder
sogar getötet werden könnte, wollten sie ihm auf
keinen Fall antun.
Die ganze Familie war mittlerweile in heller Aufruhr, was
selbstverständlich "Kai" nicht verborgen blieb.
Er ließ seinem Unmut freien Lauf und knurrte unentwegt.
Der Halter lockte ihn in einen Transportkorb und verbrachte
die kleine Fusshupe zu uns.
Völlig von der Bisswunde und den Ereignissen der letzten
Tage überfordert fing er hektisch an zu erklären,
dass es ganz bestimmt nicht sein Ansinnen war, den Hund einschläfern
zu lassen. Er hätte sich einfach keinen Rat mehr gewusst
und wollte auf keinen Fall, dass der Hund auf eine Odysee
geschickt wird, auf die er selbst keinen Einfluss mehr nehmen
kann. Der Halter war sichtlich gerührt und emotional
sehr angespannt.
Sichtlich erleichtert überlies er uns den kleinen "Kai",
der mittlerweile "Floh" heißt.
Unser "Flöhchen" hat sich hervorragend eingelebt,
ist mit "Jacky", einer Hundedame vergesellschaftet,
lässt sich super gern knuddeln und wird bestimmt ein
passendes neues Sofaplätzchen finden. Geknurrt hat die
kleine Maus nur zwei Tage lang. Er hat die Lust daran verloren,
weil er uns dadurch nicht beeindrucken konnte. Hundeerfahrene
Menschen finden in ihm sicherlich einen tollen Kumpel, der
bereit ist für seinen Menschen alles zu geben.
Fremden gegenüber ist er immer noch etwas reserviert.
Mittlerweile ignoriert er diese und ist sogar bereit, von
Fremden ein Leckerchen anzunehmen.
Wir möchten uns ganz herzlich bei der verantwortungsbewussten
und engagierten Tierärztin bedanken, die dem kleinen,
agilen und lebensfrohen Kerl die Chance zum Weiterleben gegeben
hat!!!
Vom Himmel hätte er nicht zurückkommen können,
um die Menschen eines Besseren zu belehren.
Wieder einmal ein Beweis dafür, dass die meisten Probleme
zu lösen sind und Gott sei Dank bei vielen Tierärzten
der Verstand und das Herz noch auf dem richtigen Fleck sind.
Schön wäre in diesem Zusammenhang auch, wenn Tierschutzeinrichtungen
sich untereinander einiger wären. Es kann doch nicht
so schwer und zeitaufwendig sein, verzweifelten Menschen einfach
mal zuzuhören, ihnen zu signalisieren, dass man um eine
Lösung bemüht ist, sie aber nicht abrupt aus dem
Ärmel schütteln kann. Wenn man dann noch über
seinen Schatten springen würde, um in letzter Instanz
bei anderen Tierschutzeinrichtungen nach einer entsprechenden
Möglichkeit zu fragen, wäre das ein Meilenstein
in Sachen Tierschutz!!!!!!
Ein ganz besonderes Dankeschön gilt hier natürlich
auch Herrn Horst Wickrath.
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